Schwäbische Herkunft

ulmerschachtel

    „Historia est magister vitae” –  Die Geschichte ist der Meister des Lebens. Gott,der Allmächtige, sitzt an seinem Spinnrad und spinnt die Fäden der Kommenden. Denn jener, der die Vergangenheit nicht kennt, kann nicht mit Selbstbewusstsein in die Zukunft blicken.
    
Die Schwaben kommen aus dem oberen Württenberg und seit ihrer Ankunft  im 18. Jahrhundert im Kreis Sathmar haben sie begonnen, ihre eigene Geschichte zu schreiben.Seit fast 300 Jahren verschwindet die Erinnerung dieses fleißigen und gläubigen Volkes an ihre Heimat.
Die Nachkommen wissen heutzutage nur noch, dass jene aus Schwarzwald stammen.
 
Graf  Károlyi Sándor schrieb zwischen dem 5. April 1712 und Juni 1712 in einem Brief an  die Kanzlei und das militärische Konzil,dass er die Absicht habe, auf seinem Besitz im Oberen Ungarn  katholische Schwaben unterzubringen. Die Reise auf der Donau von Ulm bis nach Pest beanspruchte mehr als einen Monat, danach verbrachten sie zwei Wochen auf den Kutschen des Grafens,während sie durch die verlassenen Böden von Hortobágy und Debrecen bis nach Grosskarol gelangten.Während der Reise verbrauchten sie viel Geld für Wasser und Lebensmittel.
Das Wasser der Tisa bis nach Debrecen war sehr schlecht, weswegen viele gestorben sind. Zuhause in Württenberg hatten sie frisches Wasser aus der Quelle. Aus diesem Grund schrieb Graf Károlyi seiner Frau Barkóczi Krisztina am 14. Juli 1712: „Wo die Schwaben wollen,  lasse ich Wein,Bier,Schnaps verkaufen, denn sie sterben,weil sie nicht an dieses Wasser gewöhnt sind.”

Sie kammen ohne jegliches Geld in Grosskarol an. Die Gräfin mit ihrer Barmherzigkeit war sehr traurig wegen ihres Schicksals und befahl, dass ihnen Ȁhren (?) und Weizen zugeteilt werden. Die ersten Schwaben bewohnten Grosskarol, Schonthal, Kaplau, Schinal, danach Fienen, Moftin, Erded, Beltek, Petrifeld, Vallaj, Gilvak, Kalmandi, Kraidorolt, Trestenburg, Turulung, Răteşti, Şandra, Sâi, Santau, Socond, Stanislau, Terebeşti, Borleşti, Zajta, Mérk, Hurezu-Mare, Madaras, Dindeşti-Mic, Terem, Iojib und das untere Homorod.

Nach der Kolonialisierung am Ende des 18. Jahrhunderts kam es dazu,dass um Grosskarol 31 Dörfer entstanden, die mehr oder weniger aus Schwaben bestanden. Nach den kirchlichen Daten, die von  Dr. Vonház István zusammen gestellt wurden, hatten die 31 schwäbischen Dörfer 18.377 Bewohner.
        In  dieser Zeit durften nur die Adligen aus Ungarn Felder besitzten. Die Schwaben  bekamen zwar Platz zum Bauen,aber dieser gehörte trotzdem immer noch den Grafen. Die Pacht bezahlten sie mit Geld,Weizen und Arbeit.
    Schon bei der ersten Kolonialisierung beschwerten sich die Schwaben, denn die Angestellten des Grafen hielten sich nicht an die Vereinbarung. Die Schwaben bekamen die versproche Hilfe nicht, sie wurden auch nicht von manchen Pflichten verschont. Aus diesen Gründen flohen viele, aus den ersten vier Kolonien gingen 91 Familien nach Württemberg zurück.
    Durch die Revolution von 1848 und die Abschaffung der Leibeigenschaft im Jahre 1850 hatten sie endlich die Chance auf eine moderne Landwirtschaft. Weil die Schwaben fleißiger waren als die Ungarn, kam es dazu, dass sie ihre Felder schneller zurück kauften. Lauka Gusztáv, Freund von  Petőfi Sándor, welcher die Angelegenheiten zum Zurückkauf bearbeitete, schrieb im Jahre 1855 aus Erded: ,,Ich kann bestätigen,dass die schwäbischen Dörfer wirklich die schönsten aus dem Kreis sind.”Diese Aussage ist auch noch heute für die maghiarisierten Dörfer rund um Grosskarol gültig.

Die Hauptbeschäftigungen der Schwaben sind Ackerbau, Viehzucht  und im süd-östlichen Bereich von Sathmar der Weinanbau, aber nicht ausschliesslich, manche waren Müller, Eisenschmiede, Kupferschmiede, Tischler usw. Die chrakteristischten Eigenschaften der Schwaben waren ihr unermüdlicher  Fleiß, der Wille sich ein besseres Leben zu schaffen und ihre Zuverlässigkeit bei der Zurückzahlung der Schulden.
Dank des Friedenvertrags von Trianon gehörten die Schwaben aus Vállaj, Mérk und Zajta zu Rumänien. Nach 1940 nach den Wiener Beschlüssen wurden sie Ungarn zugeordnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörten Vállaj, Mérk und Zajta dann wieder zu Rumänien. Im Januar 1945 wurden aus dem Kreis Sathmar ungefähr 5000 Schwaben, welche sich als Ungarn bezeichneten, in die Sowjetunion gebracht, um Bauarbeiten zu verrichten. Sie wurden „málenkij robot”genannt.
Nach dem Tod Hitlers war es von grossem Nachteil, schwäbisch zu sein oder gar deutsch. Den Schwaben wurde alles weggenomen, sogar ihre Rechte. Ihre Felder wurde der sogenanten colective anvertraut. Das deutsche Bewusstsein lebte ab jetzt nur im Geheimen.
Erst nach den Ereignissen von 1989 wurde in Rumänien das Deutsche Demokratische Forum und in Ungarn der Verband  der Deutschen Minderheit gegründet.
Im Kreis Sathmar werden die Deutsch sprechenden Menschen oft als Ungarn bezeichnet. Es passiert auch umgekehrt, dass die Leute mit ungarischen Namen behaupten, sie wären Schwaben.
Die Erklärung dafür ist,dass das Schicksal der beiden Völker nach der Kolonialisierung der Schwaben im 18. Jahrhundert eng verbunden ist. Folglich ist es unmöglich, ihre Geschichte zu trennen. Darum ist es schwer zu entscheiden, wer von den Sathmarer Schwaben und wie viele sich in den verschiedenen Zeiten (am Anfang des Jahrhunderts,nach Trianon,nach den Wiener Beschlüssen und nach den zwei Weltkriegen) als Deutsche beziehungsweise Ungarn betrachtet haben.